Unsere beiden Steillagen-Weinberge liegen auf den Gemarkungen Stuttgart-Bad Cannstatt und Münster und gehören zur Einzellage Cannstatter Zuckerle.
Feldfluren, Gewanne oder Gemarkungen verfügen oft über Eigennamen, die im täglichen Ablauf v.a. in der Land- und Forstwirtschaft mit großer Selbstverständlichkeit eingesetzt werden – die Herkunft der Namen liegt meist weit zurück und ist nur wenigen Eingeweihten präsent. Für Historiker sind sie eine dankbare Fundgrube, da sie meist über Jahrhunderte hinweg unverändert verwendet wurden und daher eine genaue Zuordnung von Örtlichkeiten erlauben.
Der Legende nach geht der Ursprung des Namens Zuckerle auf Mönche zurück, die in einem Klosterhof des Klosters Lorch im heutigen Stadtteil Münster auf der anderen Neckar-Seite gelegen, lebten. „Sie erkannten, daß die Trauben dieser Lage immer süßer waren als andere.“[1]
Tatsächlich verfügt der 1931 eingemeindete Stadtteil Münster über eine geistliche Gründung, 1193 erhielt das Kloster Lorch die Genehmigung, die abgegangene Mühle zu Münster wiederaufzubauen.[2] Unbeantwortet bleibt die Frage, in wieweit die Weinberge auf der anderen Seite des Neckars von Münster aus bewirtschaftet wurden oder gar Weintrauben aus den jenseitgen Flächen in Münster gekeltert wurden. In einer Flurkarte aus dem Jahr 1824 wird die Lage als Zuckerberg beschrieben.[3] Jene Karte entstand im Rahmen der als Landesvermessung Württemberg benannten Kartierung des Königreiches Württembergs in den Jahren 1818 bis 1840.[4]
Im Jahre 1832 wird das Oberamt Canstatt beschrieben, als neunte in der 64 Titel umfassenden ersten Serie der Beschreibungen aller württembergischen Oberämter und ihrer Gemeinden. Zum dortigen Weinbau bemerkt der Autor Johann Daniel Georg von Memminger: „Als besonders ausgezeichnete Weine waren immer bekannt der Uhlbacher, Felbacher Lämmeler, das Stettener Brodwasser, die Canstatter Zuckerlen; diese gehören zu den Besten des Landes.“[5]
[1] Link, G.: Stuttgart und sein Wein. Tübingen, 1993
[2] Vogelmann, L.: Geschichte von Münster am Neckar. Stuttgart-Münster, 1993
[3] Flurkarte von 1824. Landesarchiv Ba-Wü, Staatsarchiv Lb, EL 68 VI, Nr. 2518, Bild 1
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrttembergische_Landesvermessung
[5] https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Canstatt)