Belebt, bewohnt, bewundernswert: Unsere Trockenmauern sind nicht nur Begrenzungen aus Steinen, sondern auch ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dank der präzisen Ausrichtung zur Sonne sind die Mauern immer gut gewärmt und locken zahllose Insekten an, die sich in Spalten und Ritzen zurückziehen können. Wespen und Erdhummeln sind die Auffälligen unter ihnen, kleine Spinnen und winzige Käfer zwar nicht weniger zahlreich, dagegen aber oft kaum zu sehen.
Immer genug Platz für ein Nest! Selten passen die Steine genau aufeinander, oft bietet sich Platz für andere Möglichkeiten.
Aber auch Pflanzen finden auf den Steinen halt wie z.B. der Mauerpfeffer. Er speichert Wasser in seinen dicken Laubblättern, seine Blüten sind zart gegliedert und anmutig.
Trotz aller Romatik: Niemand würde in der heutigen Zeit einen Terrassenweinberg neu anlegen. Vor hunderten von Jahren war die Situation eine andere. Historiker gehen davon aus, dass mit der erheblichen Bevölkerungszunahme zu hochmittelalterlichen Zeiten zunehmend unrentable, für eine vergleichsweise einfache landwirtschaftiche Nutzung ungeeignete Flächen für den Weinbau vereinnahmt wurden. Genaueres lässt sich kaum erfassen, da nur wenige schriftliche Quellen vorliegen. Man weiß aber, dass Äcker weithin dem Anbau von Feldfrüchten dienten und Wälder in großem Umfang als Viehweide genutzt wurden. Übrig blieben u.a. die steilen Hänge in Flusstälern, die etwa für den Getreideanbau kaum infrage kamen. Bevor diese jedoch mit Weinreben bestockt werden konnten, galt es Büsche und Bäume zu entfernen und Terrassen anzulegen. Die erforderlichen Steine um die Mauern zu errichten konnten meist an Ort und Stelle oder in nahe gelegen Steinbrüchen geborgen werden. Typischerweise wurden die Mauern trocken gesetzt, d.h. ohne Zement aufgebaut. Sicherlich ist kaum eine Mauer aus dieser Zeit im Original erhalten – viele wurden bis in die heutige Zeit hinein wieder und wieder ausgebessert oder an Ort und Stelle neu errichtet. Die Mehrzahl der Mauern verschwand jedoch in neuerer Zeit während Flurbereinigungen und beim Umwidmen der Flächen.